Kulturmagazin Dresdner vom Januar 2007

Chaos in Laos
Stefan Eders multimediale CD-Premiere führt nach Asien

■ Stefan Eder sucht und findet. Diese Geschichte beginnt vor sechs Jahren mit dem Anruf einer Schauspielerin, ob er nicht als klassisch ausgebildeter Pianist eine Märchenlesung begleiten könnte. Doch die Tibetischen Geschichten erfordern eine umfassende Präparierung des Flügels, die Eder aus seinem vertrauten zeitgenössischen Kontext heraus gestaltet: „Das war mir von John Cage her bekannt, also begann ich einfach...“. Der Zufall wollte es, dass die Sammlung ein in Dresden Ansässiger zusammentrug. Als Eder Dr. Bräutigam zur Lesung einlud, zeigte der sich begeistert von dessen Umsetzung und besorgte ihm eine chinesische Wölbbrettzither. Eder trat in den zurückliegenden Jahren mit Balkan-Musik, Piazzolla-Programmen oder als treibende Kraft des elole-Klaviertrios in Erscheinung, suchte in der ganzen Welt nach Zeitzeugen und Werken und so scheint die Begegnung mit dem ebenfalls weitreisenden Fotografen Olaf Schubert geradezu vorprogrammiert. Letzterer benötigte für seinen Diavortrag die passende Musik und so brachen beide gemeinsam zu den Ufern des Mekong auf. Ausgerüstet mit zwei MD-Playern und entsprechend gut getarnten Mikrofonen machten sie sich auf die Suche nach Instrumenten und Menschen, die diese auch beherrschen, was sich als schwieriges Unterfangen herausstellen sollte. „Es gibt in Laos keine Häuser wie hier, man ist ständig von Geräuschen umgeben. Grillenzirpen und Wasserfälle sind da noch harmlos. Autohupen und laute Gespräche während des Musizierens aber an der Tagesordnung“, sagt Eder. Entsprechend subtil wurde das Material dann in die CD-Produktion eingebunden, Wert auf Unverfälschtheit gelegt und jegliche süßliche Elektronik weggelassen. Die Musik ist fester Bestandteil der Schubertschen Vorträge, der Tonträger kann auch so überzeugen. Eders wagemutige Klangforschung atmet einen wohltuenden Hauch von Versonnenheit. Die nächste Reise machen Schubert und Eder 2007 ins Reich der Mitte: man darf gespannt sein.

Christian Schöbel