Sächsische Zeitung vom 05.12.2008
Chinesisches im Advent
■ Feiern Chinesen eigentlich Weihnachten? Nur ein paar. „Nur 50 Millionen von ihnen“, scherzt Opernsänger Stefan Bley beim Görlitzer Weihnachtskonzert, das am Mittwochnachmittag im Theater Premiere hatte. Und auch das Publikum muss lachen, als sich eine allzu seltsame Stimme von links im Parkett und ein helles Schellenklingeln von rechts der Bühne nähern.
Der Musiker Stefan Eder aus Dresden und Nicolae Ciornii, der sonst in der Neuen Lausitzer Philharmonie Violine spielt, steigen die Stufen hinauf und machen, was aus Asien selten nach Europa dringt – chinesische Musik. Stefan Eder zupft die Saiten einer Wölbbrettzither, lässt sie vibrieren, streicht sie mit einem Pinsel oder schlägt sie mit Stäbchen und fasziniert alle mit den fremden Klängen. Auch die chinesische Geige von Nicolae Ciornii hat es in sich. Nur einer einzigen Saite entlockt er ihr klagendes Lied. Für ihren sehr ungewöhnlichen Beitrag ernten die beiden Männer Bravo-Rufe von ihren Orchesterkollegen und den größten Beifall aus dem ausverkauften Saal.
Ines Eifler